Pfingsten: Ein besonderes Fest für Christen
Für viele Menschen ist Pfingsten nicht mehr als ein verlängertes Wochenende, das zur warmen Jahreszeit zum Aufenthalt unter freiem Himmel einlädt. Doch für gläubige Christen hat Pfingsten eine andere Bedeutung. Ebenso wie Weihnachten und Ostern wird dieses wichtige christliche Fest sogar mit zwei Feiertagen gewürdigt.
Wann wird Pfingsten gefeiert?
Die Pfingsttage markieren nach genau 50 Tagen das Ende der Osterzeit. Die Bezeichnung "Pfingsten" geht auf das griechische Wort "Pentekosté" zurück, das in deutscher Sprache mit "der Fünfzigste" übersetzt werden kann. Weil das jährliche Datum des Osterfests vom Stand des Vollmonds nach Frühlingsbeginn abhängt, gibt es kein festes Datum für das Pfingstfest. Der Zeitraum liegt zwischen dem 10. Mai und 13. Juni eines jeden Jahres.
Wo liegen die Ursprünge des Pfingstfests?
Mit hoher Wahrscheinlichkeit geht Pfingsten auf die jüdische Festlichkeit Schawuot zurück, die Menschen einst als Feier nach der ersten Ernte in einem Jahr zelebrierten. Aus diesem Anlass pilgerten alljährlich viele Menschen in Richtung Jerusalem. Einer Apostelgeschichte aus der Bibel zufolge fegte damals ein Wind über die Gläubigen, die dadurch in Fremdsprachen predigen konnten. Daraufhin erschien der Heilige Geist. Dieser Anlass ging daraufhin als Ausgangspunkt des missionarischen Wirkens der Jünger Jesu in die Geschichte ein. Bis heute ist das Ereignis als zentraler Punkt des Christentums bekannt. Vermutlich wird Pfingsten bereits seit dem 4. Jahrhundert gefeiert.
Welche Bedeutung hat das christliche Fest?
Obwohl Pfingsten ursprünglich als jüdisches Erntedankfest gefeiert wurde, wandelte sich dessen Bedeutung im Laufe der Zeit. Verstärkt besann sich die christliche Gemeinde darauf, dieses Fest als Geburtstag der Kirche zu begehen. Noch immer schätzen Christen Pfingsten als den Tag, an dem die Jünger Jesu durch den fegenden Wind vom Heiligen Geist erhellt wurden. Da diese Apostel den Heiligen Geist genau 50 Tage nach der Wiederauferstehung Christi empfingen, ist Pfingsten heute auch als "Fest des Heiligen Geists" bekannt. Die plötzliche Fähigkeit, auf einmal mehrerer Sprachen mächtig zu sein, geht heute als "Pfingstwunder" in die Geschichte ein. Zugleich erhielten die Jünger von Jesus Christus damals den Auftrag, das Evangelium zu vermitteln. Zu diesem Zeitpunkt war Apostel Judas allerdings schon verstorben.
Die Geburtsstunde der Kirche?
Bei genauerer Betrachtung kann Pfingsten ebenfalls als weltweit vollzogene christliche Missionierung betrachtet werden. Schließlich hatten die Apostel das Gefühl, dass Gott ihnen die Aufgabe gegeben hatte, den christlichen Glauben auf der ganzen Welt zu verbreiten. Eine Schlüsselrolle spielt hierbei das Feuer. Den Jüngern wurde die Aufgabe auferlegt, das Evangelium begeistert "mit Feuer und Flamme" zu verbreiten. Der Beginn der Jünger für die Verkündung des christlichen Glaubens kann somit auch als Geburtsstunde der Kirche interpretiert werden.
Welche christlichen Pfingstsymbole haben sich bis heute durchgesetzt?
Bis heute wird Pfingsten mit unterschiedlichen Symbolen assoziiert. Beispielsweise gilt die Taube als bekanntes christliches Bildzeichen zum Pfingstfest. Dieser Vogel in hölzerner Formgebung ist typisch, um Kanzeln, Kirchenschiffe oder Taufbecken in Kirchenräumen zu verzieren. Der Ursprung der Pfingsttaube geht auf das Evangelium zurück. Darin heißt es, dass der Heilige Geist ähnlich wie eine Taube bei der Taufe von Jesus Christus über ihm geschwebt haben soll. Anschließend ist der Heilige Geist auf Gottes Sohn herabgestiegen. Zugleich symbolisiert die weiße Taube ebenfalls Frieden und Reinheit. Ein nicht minder bekanntes Pfingstsymbol ist die Pfingstrose. Deren christliche Bedeutung basiert auf einer Legende. Diese Legende besagt, dass eine Frau so lange über die Kreuzigung von Jesus weinte, bis an Rosen keine Dornen mehr wuchsen. Daraufhin hörte sie auf zu weinen und verkündete, dass Gott die Dornen fortgenommen und sich das Leid in Freude verwandelt habe.
Welche Pfingstbräuche sind heute üblich?
Hierzulande wird Pfingsten mit besonderen Bräuchen gefeiert. Insbesondere Christen nutzen den Zeitraum für Pfingstfeuer, Prozessionen oder ein Aufstellen von Pfingstbäumen. Der Pfingstochse spielt für die Bräuche ebenfalls eine tragende Rolle. Vor allem in ländlichen Regionen war es bis zum 19. Jahrhundert gang und gäbe, das Vieh während des Pfingstfests auf die Weide zu führen. Somit betraten die Tiere die Weide zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal nach der Winterzeit. Zu Ehren dieses Anlasses verzierten die Bauern die kräftigsten Ochsen mit Bändern und Blumen. In einigen Gebieten Deutschlands sowie in Österreich ist das Pfingststehlen heute ein typischer Brauch. Die "Unruhnacht" von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag wird genutzt, um andere Nachbarn mit Streichen zu überraschen. Einem alten Brauch zufolge ist es dann erlaubt, all das mitzunehmen und zu verstecken, was nicht über ein Dach geschützt ist.
Die bekanntesten Traditionen
Im Gegensatz zu Weihnachten oder Ostern finden an Pfingsten wesentlich weniger Gottesdienste statt. Stattdessen begegnen sich Gläubige unter freiem Himmel zu gemeinsamen Prozessionen, Festen oder Andachten. Eine beliebte Tradition ist das Salzliederfest, das sich in Schwäbisch Hall mitten um einen rund 100 Kilogramm schweren Kuchen dreht. Beim traditionellen Salzliederfest ist es üblich, das von Trachten umhüllte Teilnehmer das Gebäck durch die ganze Stadt befördern. Dieses Szenario erinnert an die Rettung eines Müllers, der in einer brennenden Stadtmühle beinahe sein Leben ließ. Als dank für diese Heldentat soll der Müller den Salzsiedlern im Jahre 1316 einen großen Kuchen überreicht haben.
Der Kötztinger Pfingstritt
In Bad Kötzting in der Oberpfalz findet mit dieser Wallfahrt eine der bekanntesten und größten Reiterprozessionen aus ganz Europa statt. Dabei ist es üblich, dass mehrere hundert Reiter zu einem Kirchbau ziehen. Einer Tradition zufolge wird diese Prozession ausschließlich von "Männerleut" durchgeführt. Die Aufgabe der Frauen ist es hingegen, das Fest zu organisieren und Pferde mit Papierrosen zu verzieren.
Das Dreckschweinfest und der Viehaustrieb im Harz
An Pfingsten ist es in Sachsen-Anhalt in Hergisdorf mittlerweile Tradition, dass sich ungefähr 20 junge Männer im Schlamm wälzen. Diese Traditionen klingt zwar im ersten Moment skurril, hat jedoch einen aussagekräftigen Hintergrund. Nach diesem Bad ziehen die Männer weiße Hemden über und empfangen mit knallenden Peitschen den Frühling. Heute gelten die "Dreckschweine" als Symbol des Winters, der endlich vertrieben werden soll. Der Viehaustrieb im Harz ist mit einem feierlichen Umzug verbunden, bei dem dekorierte Rinder direkt zu ihren im Oberharz gelegenen Bergwiesen geführt werden. Diese Tiere sind als Rotes Harzer Höhenvieh eine vom Aussterben bedrohte Rasse, die heute nur noch von wenigen Bauern gehalten wird.
Reges Treiben beim Ritterfest Posterstein
Regelmäßig findet an Pfingsten das Ritterfest Posterstein statt. Zu diesem Ereignis begegnen sich mittelalterliche Händler, Gaukler und Ritter auf der Burg. Allerdings wird das im Osten von Thüringen ausgetragene Spektakel erst seit einigen Jahren gefeiert.